¿Spanisch oder Argentinisch, mi amor?

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Wie ihr bestimmt alle wisst, bin ich auf ein altsprachliches Gymnasium gegangen und verspürte in der zehnten Klasse den Drang, eine lebendige Sprache dazu zu wählen. Die letzten drei Jahre meiner Schulzeit hatte ich also zusätzlich zu Latein, Altgriechisch und Englisch den Spanischunterricht. Wobei ich leider sagen muss, dass dieser bei mir nicht unglaublich viel gebracht hat. Bevor ich nach Argentinien kam, warnten mich einige Leute vor dem argentinischen Spanisch. Sie behaupteten es sei kein “richtiges” Spanisch. Ich war also fest davon überzeugt, mir mein “spanisches Spanisch” (was eigentlich fast nicht vorhanden war) beizubehalten und mich auf keinen Fall darauf einzulassen. 6 Monate später habe ich mich dem Ton von Buenos Aires stark angepasst. Doch wie argentinisch ich Spanisch spreche und wie sehr ich es liebe, ist mir erst vor ein paar Wochen bewusst geworden: An einem Freitagabend brachte eine Freundin von mir ihre zwei neuen spanischen Mitbewohnerinnen aus dem Baskenland zum Abendessen mit. Sie benutzten total andere Wörter und ihre Aussprache war mir irgendwie ganz fremd. Nun klingt das spanische Spanisch für mich komisch. Buenos Aires, Boedo

Che Boludo

Und tatsächlich klingt das Argentinisch der Hauptstadt vielleicht so, als würde ein aufgebrachter Italiener mit sehr viel Leidenschaft Spanisch reden und dabei vergessen haben, seine Zahnschiene der Nacht herauszunehmen. Denn die “Porteños” sprechen das “y” und das doppelte L “ll” wie ein scharfes “sch” aus. “Yo me llamo Lola” wird hier in Buenos Aires also “Scho me schamo Lola” ausgesprochen.

Che

Außerdem benutzen die Argentinier als “du” Verbform nicht “tú”, sondern “vos” mit anderen Verbformen. Und natürlich gibt es auch bestimmte Slang-Wörter, die in fast jedem Satz vorkommen: So spricht man sich unter Freunden oft mit “Che, Boludo/a” an, was so viel heißt wie “Ey, Idiot/in” (aber nett gemeint).

¡Hola mi amor!

Und es bedeutet hier nicht viel, mit “mi amor” angesprochen zu werden. Als Beispiel präsentiere ich meine argentinische Mitbewohnerin, die einem Obdachlosen, der uns nach Feuer fragte, “Nein, tut mir wirklich Leid, mi amor!” antwortete. An diese mir anfangs falsch vorkommende Nähe musste ich mich echt gewöhnen. Doch wenn man sich einmal darauf eingelassen hat, kann man mit vielen Personen ein nettes, intimes Pläuschen halten und sich gut dabei fühlen. So gehört “Te quiero, mi amor, pero ahora: sentáte!” (Ich liebe dich mein Schatz, aber setz dich jetzt bitte hin!” mittlerweile zu einem meiner Standardsätze in den Deutschstunden des Colegios . (Und natürlich liebe ich alle meine Schüler auch wirklich!! ;) )

Mis amores

Tres tristes tigres

Meine beiden sehr guten Freundinnen und Mit-kulturweit-Freiwilligen sind vor einer Woche wieder nach Deutschland geflogen, weil sie ihr FSJ nur für 6 Monate gemacht haben. Während ich auf der einen Seite also traurig bin, weil ich meine chiquitas hier in Buenos Aires sehr vermissen werde, habe ich auch die Hoffnung, mein Spanisch in den folgenden 6 Monaten noch zu verbessern. Hierbei muss ich aber einmal stolz anmerken, dass ich in letzter Zeit ein paar Komplimente für meine Aussprache bekommen habe, über die ich mich sehr gefreut habe. Glücklicherweise kann ich das “r” rollen, was für viele Deutsche (und auch Franzosen) eine Schwierigkeit darstellt. Aber die Wörter wie “el vidrio, podrias” oder Namen wie “André” und “Sandra” machen mir mit der “dr”-Kombi immer noch Probleme. Hier üben die Kinder, die das “r” nicht rollen können, bei einem Logopäden die Aussprache oft mit diesem Zungenbrecher:

Tres tristes tigres tragaban trigo en tres tristes trastos sentados en un trigal. Sentados en un trigal, tres tristes tigres tragaban trigo en tres tristes trastos.

Probiert mal selber diesen “Trabalengua” aus ;)