Krokos und Riesenhamster - Esteros del Iberá

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Esteros del Iberá

Von Posadas wollten wir unbedingt einen Ausflug in die schwierig zu erreichenden Sümpfe in der Provinz Corrientes machen. Irgendwie steckten wir uns gegenseitig mit der Begeisterung an und buchten eine recht kostspielige Tour:

Als wir in Posadas ankamen, mussten wir noch schnell in das Tour-Büro fahren, um unseren Ausflug zu bezahlen. Nachdem wir also einen Stapel Bargeld losgeworden waren, machten wir uns auf den Weg zurück in unser AirBnb. Dort bemerkten wir, dass wir leider keine Küche zur Verfügung hatten. So aßen wir unsere mitgebrachten Nudeln kalt und bissen von einer Tomate ab: Lecker essen geht anders, aber unser Geld war für die Tour draufgegangen. ;)

Am nächsten Morgen fuhren wir erst einmal ein paar Stündchen, bis wir in der kleinen Stadt Ituzaingo in der Provinz Corrientes ankamen. Danach wurden wir von unserem Tour-Guide abgeholt. Er stellte für mich das Klischee eines Rangers mit seinen Funktionsklamotten, der braungebrannten Haut und der - wie sich später herausstellen sollte - großen Begeisterung für jegliche Vogelarten dar. Mit uns hatte noch ein älteres, nettes Ehepaar die Tour gebucht.

Ein Paradies für Vogelliebhaber

Yakare

Gemeinsam fuhren wir also los in die Esteros del Iberá. Leider dauerte der Weg deutlich länger als gedacht: Wir erreichten zwar recht schnell das Sumpfgebiet, es dauerte jedoch noch etwa 2 Stunden bis wir über den holprigen Weg endlich den Nationalpark erreichten. Der Weg zog sich hin und während die Stoßdämpfer des Autos anscheinend nicht mehr top in Form waren, hüpften unsere Köpfe in einem nicht enden wollenden Tanz auf und ab. Während Eve vor Müdigkeit fast einschlief und mir etwas schlecht wurde, erzählte uns der Tour-Guide begeistert von allen möglichen Vogelarten, die die Sümpfe in Iberá ihr Zuhause nennen. Leider reichte unser Spanisch noch nicht ganz für die ins Detail gehenden Ausführungen von Alejandro aus und wir gaben uns damit zufrieden, zumindest die Namen einiger Vögel zu lernen.

Alligatoren und Riesenhamster in der Matschwüste

Yakare

Später sahen wir außerdem noch Yacares, auf die wir uns schon gefreut hatten. Yacare ist der spanische Name für Brillenkaimane, die zur Familie der Alligatoren gehören. Sie sind nicht gefährlich, solange man sich in der Wildnis befindet. Wenn man den Yacares zu nahe kommt, flüchten sie nämlich. Insofern kann es nur gefährlich werden, wenn man sich in einem engen Raum befindet, in dem sie keine Chance haben, das Weite zu suchen. Es war wirklich beeindruckend, ein solches Reptil von Nahem sehen zu können. Und wir haben super viele in den verschiedensten Größen und Positionen gesehen. Während sich einige träge sonnten, tarnten sich andere im hohen Gras der Sümpfe und warteten entspannt darauf, dass sich ein Fisch in ihr geöffnetes Maul verirrte.

Carpinchos

Dann sahen wir auch noch Tiere, die wir erst einmal für Riesenhamster hielten. Sie sind groß, dick, rund und haben auffällig große Schneidezähne. Eve und ich waren begeistert und hätten uns super gerne so einen Riesenhamster als Haustier mit nach Hause genommen. Auf Spanisch heißen sie Carpinchos, und zwar sind es Wasserschweine. Später erfuhren wir, dass die Carpinchos zur Familie der Meerschweinchen gehören und dass sie die größten lebenden Nagetiere sind. Da lagen wir mit unserem Vergleich mit Hamstern ja gar nicht mal so falsch… Ihre Haut ist wohl auch sehr beliebt und wird leider als Leder für allerlei Dinge wie Handschuhe oder sogar als Mate-Becher-Deko genutzt.

Später bekamen wir die Möglichkeit, mit einem Ranger eine kleine Wanderung durch begehbare Teile der Sümpfe zu machen. Das in der Nachmittagssonne gülden schimmernde Wasser, die Weite der Sümpfe und das irgendwie seltsam befriedigende Gefühl, durch den Matsch zu wandern, waren den Ausflug echt wert! Leider war es jedoch nur eine kleine Tour und wir kehrten bald zurück, um die groß angekündigte Merienda zu machen. Bei besagter handelte es sich leider nur um einen Mate-Cocido und einen kleinen Muffin aus der Plastiktüte.

Weit und breit nichts als Sumpflandschaft. Yakares sehen zwar gefährlich aus, sind aber eigentlich ganz harmlos. Die Abenddämmerung in den Esteros del Iberá.
Riesenhamster oder Wasserschweine? Parque Nacional Iberá
Los Esteros del Iberá

Käse-Dealer

Während wir alle auf dem Hinweg noch fleißig Fragen gestellt hatten, waren wir alle auf dem Rückweg recht still. Irgendwann hielt unser Tour-Guide das Auto an und stieg am Straßenrand aus, um Käse zu kaufen. Mitten auf dem Holperweg, irgendwo in der Nähe der Sümpfe und im Dunkeln. Der Mann des Ehepaars stieg begeistert aus, um sich diese Gelegenheit ebenfalls nicht entgehen zu lassen. Während wir das Geschehen im Scheinwerferlicht aus dem Auto heraus beobachteten, fing die Frau an, sich über ihren Ehemann zu amüsieren. Es sah aber auch wirklich witzig und ein wenig verboten aus, wie sie dort über den Zaun gebeugt im Halbdunkeln das Geld übergaben und der Mann auf seinem Pferd erst einmal in der Dunkelheit verschwand. Nach einer gefühlten Ewigkeit tauchte eine hüpfende Lampe wieder auf und mit dieser auch der ersehnte Queso del Campo. Später machte der Tour-Guide noch die für die Provinz typische Musik Chamame an. Für uns klang es etwa so, als würde erst jemand eine dramatische Geschichte erzählen und danach ein paar aufgebrachte Rufe rauslassen. Es kann gut daran gelegen haben, dass wir nach dem langen Tag eigentlich nur noch schlafen wollten. Doch wir brachten natürlich höflich unser Gefallen zum Ausdruck, was leider dazu führte, dass er uns begeistert noch einige Lieder vorführte…

Als wir am Abend wieder am Terminal de Omnibus in Ituzaingo abgesetzt wurden, waren Eve und ich in einer total albernen Laune und mussten bei der Reflektion des Tages lachen. Die Tour war zwar schön, das Geld aber nicht so wirklich wert gewesen.