¿Hay plata?

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Mittlerweile habe ich mich schon daran gewöhnt, viel Zeit einzuplanen, wenn ich Geld abheben will: Die Schlangen an den Geldautomaten sind immer lang. Besonders an den Tagen, wenn Arbeitgeber die Löhne auszahlen. Mittlerweile habe ich mich ebenfalls daran gewöhnt, dass man beim Geld abheben gegenseitig fragt “hay plata?” (“Gibt es Geld?”). Denn wie ich feststellen musste, ist es recht normal, dass die Bank eben auch mal kein Geld hat! Ein Phänomen, welches ich aus Deutschland einfach nicht kannte.

Wie komme ich bloß an mein Geld?

Doch letzte Woche wollten alle Geldautomaten in meiner Straße (und es sind viele) ausschließlich mir kein Geld ausspucken. Ob es mit meiner Kreditkarte zusammenhing, habe ich nicht herausgefunden. Normalerweise bleibt dann noch die Option, sich über die App Azimo sein Geld aus Deutschland quasi an sich selber zu schicken, um es dann an bestimmten “Ausgabestellen” abholen zu können. Diese Möglichkeit blieb mir allerdings auch verwehrt, da mein Reisepass, der beim Abholen vorzulegen ist, noch für ein neues Visum in der Botschaft lag. Glücklicherweise hat mir eine Freundin Geld geliehen und eine andere Freundin mit Pass hat mein Geld bei Azimo abgeholt, sodass ich dann überhaupt meine Miete bezahlen konnte. Das war ein beklemmendes Gefühl, so abhängig von anderen zu sein…

Und die wirtschaftliche Situation verschlechtert sich stetig: Argentinien ist heftig in der Krise. Vor rund vier Wochen ist der Argentinische Peso nämlich krass abgestürzt. Als ich im März 2018 hier in Buenos Aires ankam, waren 100 Pesos 4 Euro wert, jetzt sind 100 Pesos nur noch 2,29 Euro wert. Der Peso ist also innerhalb von 6 Monaten um knapp die Hälfte gesunken. Das ist natürlich dramatisch …

500 Argentinische Pesos sind im Moment etwa 11,50 Euro wert.

Die Miete wurde verdoppelt

Mein Vermieter hat daraufhin die Miete für den Oktober auch verdoppelt. Für mich ist es insofern kein großes Problem, da ich in Euro unterstützt werde und somit wieder genauso viel zahle, wie bei meiner Ankunft. Für meine argentinischen Mitbewohner stellt dies aber ein viel größeres Problem dar. Zwei von ihnen werden bald ausziehen, da sie sich die höhere Miete nicht leisten können. Denn die Löhne steigen natürlich nicht im gleichen Verhältnis. Es herrscht Inflation, welches ich bis dato nur aus dem Geschichtsunterricht kannte … Die Folgen der Wirtschaftskrise kann man auch sonst spüren: Die Restaurants sind zum Beispiel weniger gefüllt. Und die Argentinier sind grundsätzlich wirklich ein ausgehfreudiges Volk! Kritische Zeiten

Zudem ist die Stimmung auf der Straße gereizter

Schon seit ich angekommen bin, habe ich immer wieder Horrorgeschichten von Überfällen gehört: Die Mutter einer Freundin wurde bei ihrer Ankunft in Buenos Aires direkt mit dem “mit Dreckbesudeln-Trick” überfallen: Irgendjemand wirft Dreck auf eine Person und Andere tun so, als würden sie der Person beim Reinigen helfen - und rauben sie dabei aus. Einer peruanischen Freundin, die hier seit einigen Jahren Medizin studiert, wurde gewaltsam das Handy geraubt. Kürzlich wurde eine Freundin von mir abends fast in Palermo, einem schicken Viertel von Buenos Aires, ausgeraubt. Eine Frau zog sie gerade noch so in einen Bus, was sie vor dem Schlimmsten bewahrte. Neulich spazierte ich nachmittags fröhlich singend mit einem Freund durch Palermo. Plötzlich sehen wir vor uns einen Typen, der ein Fahrrad auf den Boden schmeißt und wegrennt, während ein anderer Mann dieses voller Entsetzen aufhebt und ihm etwas hinterher brüllt. Mein kolumbianischer Freund und ich waren beide total geschockt. Er erzählte mir, dass er solche Diebstähle am Tag zwar aus Kolumbien kenne, es aber in Buenos Aires noch nie so miterlebt habe.

Für mich heißt das nach sieben Monaten in Buenos Aires, besser noch achtsamer zu sein. Allerdings sollte man das natürlich überall sein. Einige Argentinier mit denen ich gesprochen habe, gehen nämlich davon aus, dass so etwas wie Überfälle in Deutschland nie passieren würden. Aber das ist natürlich Quatsch, ich spaziere ja auch in Deutschland nicht durch jedes Viertel alleine in der Nacht. Für den nächtlichen Nachhauseweg hier in Buenos Aires sollte ich mir jedenfalls jetzt wirklich immer ein Uber oder Taxi leisten.